Wasserwirtschaft

Das Einzugsgebietsmodell der Spree beruht auf dem im Büro für Angewandte Hydrologie entwickelten Landesmodell Brandenburg. Zur physikalisch fundierten Berücksichtigung der flächenhaften Heterogenität hydrologisch relevanter Gebietseigenschaften (Landnutzung, Boden, Gefälle) wurde das Einzugsgebiet entsprechend dem Gewässernetz und den zu untersuchenden Abflussquerschnitten in Teileinzugsgebiete untergliedert. Diese meist sehr kleinen, weitgehend natürlichen Teilgebiete (im Mittel ca. 1 bis max. 10 km2) wurden weiter in Teilflächen unterteilt, die hinsichtlich der Hauptflächennutzungen (Wald, Freiland, Bebauung) und der Böden (Bodentypen mit charakteristisch unterschiedlichem Infiltrationsverhalten – Kf-Wert, Staubeeinflussung) weitgehend homogen sind. Das GIS-Datenmodell als Grundlage für die NA-Modellierung besteht aus Flächendaten (Boden, Landnutzung, Oberflächenmorphologie und Grundwasserflurabstände), Liniendaten (Gewässerabschnitte) und Punktdaten (Klima- und Niederschlagsstationen, Abflussmessstellen und besondere Gewässerpunkte wie Bauwerke, Steuereinrichtungen, Einleitungen und Entnahmen).

Anbei das gesamte Einzugsgebiet der Spree, landesübergreifend mit den Zuflüssen aus dem Freistaat Sachsen.

Die Datenbasis beschreibt das komplette Modellgebiet der Spree und Dahme (ca. 7264 km2) mit folgenden digitalen Raumelementen:

  • 361 957 Elementarflächen (EFL) als Verschneidung/Kombination von Boden- und Landnutzungsinformationen mit Gefälleklassen, sowie den hydrologischen Teileinzugsgebieten, denen topographische Informationen wie mittlere Höhe, mittleres Gefälle und Exposition anhand des DGMs zugeordnet wurden,
  • 920 oberirdische Teileinzugsgebiete (TG),
  • 9494 Fließgewässerabschnitte (FGW) inklusive Gewässerknoten zur Abbildung von Bauwerken etc. wie der Talsperre Spremberg und weiteren.

Hinsichtlich der Bewirtschaftungen wurde das Modell auf einen aktuellen Stand gebracht. Hierzu wurde für das Modell ein definierter Zustand der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse der Spree und somit aller wasserwirtschaftlich relevanten Bauwerke und Strukturen erfasst und ins Modell übertragen. Zu den wesentlichen im Modell abgebildeten Gewässerelemente zur Charakterisierung der derzeitigen Abflussverhältnisse in der Spree zählen 17 Seen, 1 Speicher, 27 Abflussaufteilungen, sowie 3 Talsperre. Alle Anlagen wurden mit ihren speziellen Eigenschaften, d.h. zufluss- oder wasserstandsabhängigen Abgaberegeln, im Modell integriert.

Links sehen Sie die Seen entlang des Verlaufs der Spree bis an die Landesgrenze zu Berlin.

Für die Talsperren, bei denen es sich um die Talsperren Bautzen und Quitzdorf in Sachsen sowie die Talsperre Spremberg in Brandenburg handelt,  wurden die entsprechende Wasserstands-Abflussbeziehung, die Wasserstands-Volumen-Beziehung und die (jahres-)zeitlichen Abflussregeln in in das Modell übertragen. Für die Seen und den Speicher wurden die entsprechende Retentionswirkung und das spezielle Speicherverhalten definiert.

Bei den Abflussaufteilungen wurde zwischen zwei Varianten der Abschlagsermittlung unterschieden. Einerseits wurden die Abflussaufteilungen an Verzweigungen so gesetzt, dass in Abhängigkeit vom Zufluss ein Abschlag in die Verzweigung erfolgt und der Rest im Hauptgewässer verbleibt. Hier wurde mithilfe einer Wasserstands-Abfluss-Beziehung die spezifische Charakteristik der entsprechenden Verzweigung berücksichtigt. Für die zweite Methode wurden programmintern aus Messwerten an einem Pegel am Unterlieger die Abschläge ermittelt, die in den Abzweig fließen. Bei dieser Methode erfolgte die Abgabe somit direkt aus Realdaten.

In den nachfolgend dargestellten Abbildung sind die Abflussaufteilungen im gesamten Spreemodell zu erkennen. Insbesondere der Spreewald bildet mit seinen kleinen Kanälen eine komplexe Struktur aus Verzweigungenen und Zusammenflüssen. Sowohl die komplexen Grabenstrukturen, als auch die Seen und Talsperren beeinflussen den Wasserhaushalt des Einzugsgebiets der Spree maßgeblich und sind daher nicht zu vernachlässigen.

Das im Büro für Angewandte Hydrologie entwicklte Spreemodell konnte bisher für verschiedene Problemstellungen, wie beispielsweise der Niedrig- oder Hochwasserbemessung oder Analysen zum Landschaftswasserhaushalt, erfolgreich genutzt werden.  ArcEGMO bietet mit seiner umfangreichen Bibliothek an Bewirtschaftungswerkzeugen und Teilmodulen folglich ein hervorragendes System zur Simulation und Modellierung komplexer Bewirtschaftungsstrukturen in Einzugsgebieten und Fließgewässersystemen unterschiedlichster Größenordnung.

ArcEGMO - Das hydrologische Modellierungssystem

Eine Talsperre ist zunächst ein Gewässer mit einem Absperrbauwerk, bei dem das Absperrbauwerk dem Einstau eines Fließgewässers zu einem Stausee dient. Die dem Absperrbauwerk gegenüberliegenden Talflanken entsprechen der sonstigen Eingrenzung des Stauraums. Wie auch Hochwasserrückhaltebecken, verfügen Talsperren über einen Grundablass. Im weiteren Vergleich sind Talsperren jedoch ganzjährig mit Wasser gefüllt. Dabei werden wasserwirtschaftlich verschiebliche Bewirtschaftungslamellen (Wasserstände) unterschieden, die das Speicherbecken unterteilen. Dazu gehören der Totraum, unterhalb des Grundablasses, der Reserveraum, der Betriebsraum für den Normalbetrieb, sowie der Hochwasserrückhalteraum.  Zudem existiert oberhalb des Grundablasses ein Bewirtschaftungsausalass zur allgemeinen Regulierung, sowie an der Absperrbauwerkskrone ein Hochwasserüberlauf. Dieser wird automatisch aktiviert, wenn der Wasserstand im Speicherbecken die Höhe des Absperrbauwerks überschreitet.

Umsetzung in ArcEGMO

Die Umsetzung von Talsperren in ArcEGMO beruht grundsätzlich auf der Annahme der Retentionswirkung für den Abfluss aus dem Oberlieger. Die Abflusstransformation erfolgt regelbasiert in Abhängigkeit vom Wasserstand, der fortlaufend unter Berücksichtigung der Zuflüsse, Verdunstungsverluste, Nutzungsentnahmen und der Abflüsse berechnet wird. Dies entspricht demnach der Funktion der Seeretention. Weiterhin wurde zur modellmäßigen Abbildung der wasserwirtschaftlichen Wirkung von Talsperren in Flussgebieten in ArcEGMO eine variable Lösung integriert, die eine (jahres)zeitabhängige Regelung mit einer Regelung in Extremsituationen (NW, HW) kombiniert. Somit können zeitlich veränderliche Randbedingungen wie Nutzeransprüche an den Abfluss im Unterlauf, an Entnahmen aus der Talsperre oder an den Wasserstand in der Talsperre variabel über Zeitfunktionen vorgegeben werden. Bei der Abflussbildungsberechnung für das betreffende Teileinzugsgebiet werden zudem die Wasserflächenverdunstung, wie auch der Niederschlag auf die Wasserfläche berücksichtigt.

Retention |Staumauer |Talsperre |Wasserwirtschaft

Bei Wehren handelt es sich allgemein um Staubauwerke, die in erster Linie dem Rückhalt bzw. Stau eines Gewässerabschnitts bis zu einem bestimmten Wasserstand dienen. Es lassen sich dabei Überfallwehre und Streichwehre unterscheiden. Das Überfallwehr staut ein Gerinne im Oberlauf und gibt je nach Wehrhöhe und Wasserstand im Oberlieger eine bestimmte Menge Wasser über die Wehrkrone an den Unterlauf ab. Streichwehre sind hingegen wasserbauliche Überlaufschwellen an einem Hauptgerinne, die in erster Linie zur Entlastung dienen. Bei Erreichen der vorgegebenen Wasserhöhe springt das Streichwehr an und führt die Wassermengen in ein Nebengerinne oder Rückhaltebecken ab. Neben der Funktion Hochwasserspitzen im Hauptgerinne zu kappen, können Streichwehre auch zur Bewirtschaftung des Einzugsgebiets bzw. des Fließgewässernetztes genutzt werden.

Umsetzung in ArcEGMO

Die Umsetzung von Staubauwerken in ArcEGMO beruht grundsätzlich auf der Berechnung der Wasserstände in den Fließgewässerabschnitten. Der potenzielle Abfluss ergibt sich gemäß der Wehrformel nach Poleni aus der Überfallhöhe (akt. Wasserstand – Wehrhöhe), der Wehrbreite und dem Überfallbeiwert. Wenn der potenzielle Abfluss den Zufluss zum Wehr überschreitet entspricht der Wehrabfluss dem Wehrzufluss. Falls andererseits der Zufluss den potenziellen Abfluss überschreitet, ergibt sich ein Rückstau und die Differenz des Zuflusses und des potenziellen Abflusses wird dem Oberlieger zugeschlagen. Darüber hinaus wird falls der Wasserstand des Unterliegers über der Wehrhöhe liegt, dieser zur Berechnung der Überfallhöhe verwendet.

Bei Streichwehren erfolgt die Aufteilung  grundsätzlich ebenfalls über die Wehrformel nach Poleni unter der Bedingung, dass sich der Wasserstand am Gewässerpunkt über der eingestellten Wehrhöhe befindet. Für diesen Fall wird mit der Überfallhöhe ein Wehrabfluss berechnet. Des Weiteren wird der Inhalt des Oberliegers als potentieller Gesamtabfluss  ermittelt. Für eine Überfallhöhe größer 0 wird der Wehrabfluss zum potentiellen Abfluss hinzugerechnet, somit ergibt sich durch das zusätzliche Gerinne ein größerer möglicher Abfluss für diesen Zeitschritt. Zuletzt wird der Inhalt des Oberliegers entsprechend des Wehrabflusses korrigiert und der Wasserstand im Unterlieger angepasst.

Streichwehr |Überfallwehr |Wasserwirtschaft |Wehre

Die Abflussaufteilung oder Fließgewässergablung beschreibt die Aufteilung des Abflusses an einer Verzweigung des Fließgewässernetzes. Programmtechnisch lässt sich die Aufteilung unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten, je nachdem von welcher Bedingung die Abgabe abhängig gemacht wird. In ArcEGMO werden folgende Fälle unterschieden:

  • Wasserstandsabhängige Aufteilung
  • Abflussabhängige Aufteilung
  • Zeitabhängige Aufteilung

Umsetzung in ArcEGMO

Die abflussabhängige Aufteilung erfolgt hier über Abfluss-Abfluss-Beziehung, die vorab zu definieren ist. Dabei wird der Zufluss, der aus dem Oberlieger kommend auf zwei Fließgewässerabschnitte aufgeteilt werden soll, sowie der im Hauptgerinne verbleibende Abfluss festgelegt. Der Abfluss des Abzweigs ergibt sich aus der Differenz der beiden definierten Größen.

Bei der vom Wasserstand abhängigen Aufteilung, wird im Gegensatz zu der vom Abfluss abhängigen Aufteilung der Wasserstand für die Aufteilung betrachtet. Es wird wie gehabt ein Abfluss festgelegt, der im Hauptgerinne verbleibt. Dieser wird abhängig vom Wasserstand des Unterliegers definiert. Somit ist hier eine Wasserstands-Abfluss-Beziehung zu definieren.

Bei der zeitabhängigen Aufteilung wird ein Abschlag festgelegt, der wasserstands- und abflussunabhängig beispielsweise über das Jahr veränderbar ist.

Abfluss |Abflussaufteilung |Gabelung |Wasserwirtschaft

Beim grünen Becken oder Hochwasserrückhaltebecken handelt es sich um einen Zwischenspeicher, der überschüssigen Zufluss zurückhält und verzögert wieder abgibt. Somit dämpft das grüne Becken abfließende Hochwasserwellen. Im grünen Becken befindet sich im Noormalfall kein Wasser. Konstruktiv setzt sich das grüne Becken aus einem Retentionsbereich, dem Grund- oder Betriebsablass und dem Absperrbauwerk (Staudamm /-mauer) zusammen. Zudem kann beim grünen Becken zwischen dem Hauptschluss und Nebenschluss unterschieden werden. Beim grünen Becken im „Hauptschluss“ durchfließt die Vorflut den Retentionsbereich oberhalb der Staueinrichtung und das Absperrbauwerk. Infolge einer Überschreitung der Abgabemenge, die der Grundablass leisten kann, erfolgt der Einstau entlang des Vorluters flussaufwärts. Beim grünen Becken im „Nebenschluss“ befindet sich die Staueinrichtung und der Staubereich seitlich des Hauptvorfluters. Im Normalfall durchfließt das Wasser somit nicht das Bauwerk. Im Hochwasserfall wird eine Teilmenge des anfallenden Abflusses in den Staubereich geleitet. Durch eine Überleitung erfolgt nach dem Ereignis eine regulierte Abgabe des gestauten Wassers an die Hauptvorflut.

Umsetzung in ArcEGMO

Die programmtechnische Umsetzung des grünen Beckens in ArcEGMO erfolgt durch die Definition der Kapazität des Grundablasses, sowie der Speicherkapazität des Retentionsbereichs. Zudem wird der Abfluss aus dem Becken über eine W-Q-Beziehung und eine Speicherinhaltslinie beschrieben. Überschreitet der Zufluss die Kapazität des Grundablasses, wird solange Wasser gespeichert, bis der Zufluss wieder kleiner als Qmax ist. Überschreitet ferner der Speicherinhalt die Speicherkapazität des Beckens, wird dieser Überschuss Qmax zugeschlagen. Darüber hinaus kann ein Abzweig definiert werden, in dem der vorhandene Überschuss abgeführt wird.

Die Umsetzung des grünen Beckens im „Nebenschluss“ in ArcEGMO beruht auf der Bedingung, dass ein Grenzabfluss im Hauptvorfluter nicht überschritten werden darf. Das überschüssige Wasser der Hochwasserwelle wird, wie in der Definition, abgezweigt und in ein weiteres Fließgewässer abgeführt. In dem als „Abzweig“ definierten Fließgewässerstrang existiert kein Grenzabfluss. Zudem wird ein Parameter als maximale Überleitungsmenge pro Zeitschritt festgelegt, um die Retention des überschwemmten Gebietes abzubilden.

Grünes Becken |Hochwasser |Hochwasserrückhalt |Hochwasserrückhaltebecken |Wasserwirtschaft

Die Seeretention beschreibt die Dämpfung einer Hochwasserwelle aus einem Vorfluter in einen See oder eine Wasserfläche. Bei der Seeretention verteilt sich die im Vorfluter dem See zufließende Wassermenge auf die gesamte Fläche. Durch die Vergrößerung des durchflossenen Querschnitts kommt es im See im Gegensatz zum Vorfluter, in dem die Hochwasserwelle einen starken Anstieg des Wasserstands bewirkt, nur zu einem geringen Anstieg des Wasserspiegels. In der Konsequenz verringert sich der Abfluss aus dem See im Vergleich zum Zufluss und es kommt zur Dämpfung der Hochwasserwelle. Darüber hinaus sorgt die Retention für eine Verzögerung der Abflussspitze. Allgemein gilt:

  • Je größer die Oberfläche des Sees im Vergleich zum Einzugsgebiet, desto größer die Retentionswirkung.
  • Je schmaler und höher der Ablauf/Überlauf, desto höher die Retentionswirkung.

Umsetzung in ArcEGMO

Die Umsetzung der ungesteuerten Seeretention in ArcEGMO erfolgt über die Definition des Anfangswasserstands, der unteren Lamellemhöhe, sowie der oberen Lamellemhöhe und des minimalen Abflusses. Die Abflusstransformation erfolgt regelbasiert in Abhängigkeit vom Wasserstand unter Berücksichtigung der Zuflüsse, Verdunstungsverluste und der Abflüsse, die fortlaufend berechnet werden. Befindet sich der Wasserstand unter der unteren Lemelle, wird kein Abfluss abgegeben. Befindet sich der Wasserstand innerhalb der bewirtschaftbaren Lamelle, erfolgt die Abgabe des minimalen Abflusses.  Ist der Wasserstand höher als die obere Lamellemhöhe entspricht die Abgabe dem Zufluss. Alternativ kann die ungesteuerte Seeretention ebenfalls mit der Vorgabe einer Wasserstands-Abfluss-Beziehung genutzt werden.

Bei der gesteuerten Seeretention erfolgt die Abflusstransformation über eine vorzugebene Wasserstand-Abfluss-Beziehung, ansonsten analog zur ungesteuerten Retention. Weiterhin existiert in ArcEGMO die Möglichkeit die Seeretention für zwei Abläufe zu definieren.

Retention |See |Seeretention |Talsperre |Wasserwirtschaft